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Take My Crown im Interview

von Cornelia Hüsser • 22.05.2023

«Take My Crown» ist der Name einer dreiteiligen Visual EP, die sich momentan im Entstehen befindet. Sie porträtiert die Lebensgeschichte eines jungen Königs, der in sein Unterbewusstsein eintaucht und beschliesst, aus der Konformität auszubrechen.

Das Projekt, das Musik und Kurzfilm zu einem Ganzen verschmilzt, wird von fünf jungen Personen aus der Region Zofingen getragen. Gemeinsam schaffen sie drei Musikvideos, die durch Zwischensequenzen miteinander verbunden sind. Der Protagonist – der König – führt darin ein privilegiertes, kontrolliertes und von Regeln und Sitten geprägtes Leben, erblickt aber eines Nachts in einem Spiegelkorridor parallele Realitäten eines Lebens, das er führen könnte. Er beschliesst daraufhin, seinem alten Leben den Rücken zu kehren, um seinen wahren Wünschen zu folgen.


Phosphor: Wie ist die Idee zu «Take My Crown» entstanden?

Timo: Die Metapher des Königlichen zieht sich schon länger durch mein Schaffen als Eon Awa. Ich habe dann ein paar Folgen von «The Crown» – einer Serie über das britische Königshaus – gesehen und war fasziniert vom Dilemma einer der Nebenfiguren: Der Thronfolger Prinz Edward entschied sich, abzudanken, um eine zweifach geschiedene US-Amerikanerin heiraten zu können. Sein Amt schob er seinem stotternden Bruder ab. Diese Inspiration floss ins Stück «Take My Crown» ein.

Der Song «King Without A Kingdom» stand zu dem Zeitpunkt schon, und Benedikt und ich beschlossen, insgesamt drei Stücke zu einer Gesamtgeschichte zusammenzuführen. Wir haben also weitere Leute an Bord geholt: Dylan, Shania und Elisa.

Das Team hinter Take My Crown: Timo Gloor, Elisa Scheidegger, Dylan Gonzalez, Benedikt Heuser, Shania Linder (v.l.n.r.)

Die Zusammenarbeit mit anderen spielt für dich eine grosse Rolle?

Ja, Kollaborationen sind mir enorm wichtig. Mehrere Hirne sind immer besser als eines, egal, was für ein Genie jemand ist. Und selbst Genies machen nicht alles alleine.

Bei uns hat jeder andere Talente. Elisa macht die Schauspielkoordination, Dylan ist Videoproduzent und Shania übernimmt Set Design und Maskenbild. Benedikt und ich schreiben die Songs gemeinsam und nähern uns im Prozess an – er arbeitet mehr mit theoretischen Grundlagen, ich intuitiv. Alina Bevc kümmert sich um das Administrative. So hinterlässt jeder seinen persönlichen Fussabdruck.

Würdest du dich denn als König dieses Projekts betiteln?

Nein. Ich sehe mich als Initiant und die Person, die den Gesamtüberblick über das Projekt hat. Als Sänger spiele ich zwar den König; schlussendlich sind aber alle gleichwertig beteiligt.

Ich will diese Energie nicht zurückhalten.

Das Projekt ist auch extrem aufwendig. Entspricht es immer noch der Ursprungsidee?

Die ursprüngliche Vision von Benedikt und mir war, nach «More» – das wirklich in jeder Hinsicht mehr war – etwas Reduziertes zu machen. Das hört man dem Song «Take My Crown» auch an, es beginnt nur mit Piano, Schlagzeug und Stimme. Doch im Laufe des Songwritings ist es komplett eskaliert – was in meinen Projekten interessanterweise öfters geschieht … in diesem Sinne: Ja, es entspricht immer noch unserer Vision, hat aber grössere Dimensionen angenommen. Aber ich will diese Energie nicht zurückhalten.




Überhaupt ist es erstaunlich, wie viel Variation und Umfang in deinen Projekten jeweils entsteht. Wie stemmt man so etwas?

Alles, was man nicht mit Geld bezahlen kann, bezahlt man mit Zeit. Ich habe das Privileg, die Zeit neben meinem Filmstudium für meine Projekte nutzen zu können. Ansonsten wäre das nicht möglich.

Natürlich gibt es Momente, in denen ich unzufrieden bin und denke, dass sich sowieso niemand für das Resultat interessieren wird. Aber ich weiss inzwischen, dass diese Gefühle wieder vergehen. Darum ist es toll, dass wir zu fünft sind und uns gegenseitig unter die Arme greifen können.

In die Popkultur bin ich erst recht spät eingetaucht.

Der Sound von Take My Crown erinnert stark an jenen von Musicals. Woher kommt deine Inspiration?

Das stimmt, als Kind war ich zum Beispiel besessen vom «Dschungelbuch». Elisa lustigerweise auch. In die Popkultur bin ich erst recht spät eingetaucht. Gesanglich ist die grösste Inspiration für mich Mariah Carey – sie schreibt und arrangiert alles selbst, ist kreativ und frei. Auch Tori Kelly und Candy Dulfer bewundere ich. Ganz genau verorten kann ich die Inspiration nicht – sie kommt von tausend Orten, vieles fliesst auch unbewusst ein.

Bei eurem Dreh im Museum Zofingen hattet ihr ein offenes Set. Was war das für eine Erfahrung?

Das war unglaublich. Die Idee entstand genau aus dem Gedanken heraus, dass es illusorisch ist, solch ein Projekt alleine durchzuziehen, dann herauszugeben und damit Erfolg zu haben. Niemand wartet auf uns. Wir wollten darum die Leute schon vor der Veröffentlichung auf «Take My Crown» aufmerksam machen und diese Ressourcen nutzen. So wird das Publikum Teil davon. Es ist zudem eine gute Möglichkeit, Feedback und Input bereits im Entstehungsprozess zu erhalten.

Wie sieht euer Zeitplan aus – habt ihr schon eine Premiere geplant?

Die Veröffentlichung der Visual EP ist im frühen Herbst geplant, und eine Premiere wird es bestimmt geben. Das habe ich früher immer vernachlässigt, aber es ist auch wichtig für uns als Team, den Abschluss richtig zu feiern.

Gibt es eine Botschaft, von der du dir wünschst, dass die Menschen sie aus «Take My Crown» mitnehmen?

Unser grosses Thema ist die Selbstverwirklichung im Konflikt zum Umfeld, in dem man lebt. Die Message lautet: Opfere nicht dein Potenzial, um den Erwartungen anderer zu entsprechen. Der König ist eine schöne Metapher dafür, weil er seine eigene Persönlichkeit komplett erstickt, um nach aussen ein perfektes Bild zu geben – so, wie es von ihm erwartet wird.

Nun sind wir keine Monarchen, aber trotzdem folgen auch wir Regeln, die eigentlich keinen Sinn machen – selbst wenn es nur um Dinge wie Job, Kleidung oder Beziehungen geht. Man kann unsere Botschaft auf alles anwenden, und sie soll die Menschen motivieren, aus Mustern auszubrechen, in denen sie sich nicht wohlfühlen.

Vielen Dank für das Interview!


Kulturtipp von Timo

Die Tanzschule Dance Generation Zofingen ist super engagiert und wird gerne für Auftritte angefragt.

Hinweis: Offenes Set

Während des Drehs am 3. Juni 2023 im Museum Zofingen kann das Set noch einmal im Rahmen einer Gastausstellung besucht werden. Schaut rein und seid bei der Entstehung von «Take My Crown» mit dabei!