von Michael Bohli • 16.11.2024
Veronica Fusaro spielte für die Palass Sessions einen Soloauftritt in der Zofinger Altstadt. Wir waren dabei und haben mit der Musikerin gesprochen.
Die Sonne brachte Veronica Fusaro nicht von Bern mit nach Zofingen, aber wir sind uns die Nebeldecke gewohnt. Samstagabends war diese nicht mehr zu sehen, dafür erhellte die Musikerin mit ihrer Energie und ihren Liedern unsere Gemüter.
Weder Fusaro noch die Besucher:innen blieben dabei auf dem Teppich: Mit zugkräftigen Liedern, bekannten Melodien und ausdrucksstark intonierten Coversongs wurde die Palass Session zu einer kurzweiligen Erfahrung. Vom ersten Takt an schichtete Veronica ihre Gitarren-, Rhythmik- und Gesangsspuren mit der Loop-Station zu catchy Songs, liess die Anwesenden mitklatschen und -singen und erzählte zwischen den Stücken von ihrer Musik und ihrem Leben.
Nahbar, direkt und voller Lebensfreude; von «Beach» über «Fool» bis hin zum vermeintlichen Schluss mit «Better If I Go» gab Fusaro alles. Das begeisterte das Publikum so fest, dass sie nach den Zugaben (inklusive brandneuem Song) für eine erstmalige Solo-Darbietung der aktuellen Single «Slot Machine» ein zweites Mal in den ehrwürdigen Saal zurückkehrte.
Liebeslieder, kritische Gedanken und düstere Themen – die Musik von Veronica Fusaro vereint vieles, auch klanglich. Wir haben mit der Künstlerin vor dem Auftritt im Palass ein Gespräch geführt.
Phosphor: Wie geht es dir?
Veronica: Sehr gut, aber das Wetter ist etwas gemein mit all dem Nebel. Aber das gehört zum Leben.
Du hast vor wenigen Tagen erneut in London gespielt. Wie war das?
Cool und spannend. Ich war schon länger nicht mehr in London und freute mich, wieder da zu sein. Konzerte in dieser Metropole zu spielen, ist weniger glamourös, als man es sich vorstellt. Trotzdem war es eine super Bühne und ein tolles Publikum. Einige Leute hatten meinen Gig spontan im Internet entdeckt und sind gekommen. Das hat mich sehr gefreut.
Mit Band oder alleine und akustisch, deine Konzerte sind unterschiedlich. Was bedeutet das für dich als Musikerin?
Es ist eine Abwechslung, obwohl ich vielfach die gleichen Songs spiele. Die Location hat einen grossen Einfluss auf die Energie des Auftritts, die Grösse des Raums und ob das Publikum sitzt oder steht, bestimmen die Dynamik.
Passt du deine Shows spontan an?
Die Setlist ist vorbereitet, aber ich entscheide spontan, ob ich durch das Publikum laufe. Das ist nicht immer möglich, in Singapur etwa trennte ein Teich die Besucher:innen von der Bühne (lacht). Und die Ansagen sind länger, wenn ich Soloauftritte spiele.
Wie bereitest du dich auf Konzerte und Auftritte vor?
Das Einsingen und die Atemübungen sind sehr wichtig, wie auch die Möglichkeit, mich zurückzuziehen und mich mental vorzubereiten. Ich muss mich wohlfühlen, auch mit den gewählten Outfits.
In deiner Single «Slot Machine» singst du über Social-Media-Sucht und Abhängigkeit. Wie gehst du damit um?
Da ich die Apps nur noch beruflich nutze, hat sich der Umgang verändert. Trotzdem ist es fies, dass sofort ein Video erscheint, wenn du Instagram oder TikTok öffnest. Zu schnell vergisst man den eigentlichen Grund für das Öffnen und scrollt unnötig lang. Wenn ich privat oder mit Freunden unterwegs bin, nutze ich das Handy möglichst wenig.
Gleichzeitig ist es für mich als Künstlerin eine riesige Chance, da Menschen aus der ganzen Welt auf meine Musik stossen können. Auch ich entdecke viel Musik im Internet. Wie bei allem im Leben muss die Balance stimmen.
Intime Inhalte für ein grosses Publikum; ist das eine Gratwanderung?
Für mich war früh klar, dass ich gerne Musik mache und Konzerte spiele – und mich durch meine Lieder mitteile. Das stelle ich nicht in Frage und mache mir sehr viele Gedanken zu den Inhalten meiner Songs, bevor ich sie veröffentliche. Die Stücke live spielen zu können, fühlt sich dann schön und erleichternd an.
Kannst du erklären, wie Ideen oder Gedanken zu Songs werden?
Der Vorgang ist selbstbestimmt, da niemand mir sagt, dass neue Songs geschrieben werden müssen. Es sind Gedanken, die in meinem Kopf erscheinen, Sätze, die ich aufgeschrieben habe und mich inspirieren. Eine Melodie, die ich auf der Gitarre oder dem Klavier spiele. Aus all dem wird mit der Zeit ein Lied.
Ich finde es faszinierend und schön, dass sich Menschen nicht nur mit Worten, sondern Gesten, Bildern, Farben oder eben Musik ausdrücken können.
Wie gehst du mit digitalen Mitteln beim Produzieren von Musik um?
Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, was echt toll ist. Ich nutze das Programm Logic sehr gerne und erstelle damit Songskizzen oder Demos mit diversen Tonspuren und Chören. Wäre die Produktion von Musik nicht so zugänglich, wie sie heute eben ist, wäre ich nicht an diesem Punkt der Karriere. Ich hätte keine Mittel gehabt, um in ein «klassisches» Tonstudio zu gehen. In diesem Sinn bin ich sehr froh für die digitalen Mitteln, die wir zur Verfügung haben!
Soul, Blues, Folk – vieles kommt in deinen Songs zusammen. Was hörst du selbst gerne?
Generell liebe ich Soul, höre aber auch gerne Popmusik wie Chappell Roan, welche ich als fassbar und ehrlich wahrnehme. Sehr gut gefällt mir auch die Musik von Mk.gee, der aktuell am Durchstarten ist. Frank Ocean, Lana Del Rey oder Aretha Franklin gehören ebenfalls zu meiner langen Favoritenliste.
Was dürfen wir 2025 von dir erwarten?
Ein neues Album! Ich bin aktuell daran, es fertigzustellen. Ausserdem gehe ich wieder auf Tour. Los geht es am 13. Februar 2025 in der Mühle Hunziken in Rubigen. Am 21. März spiele ich im KIFF in Aarau.
Was möchtest du über das kommende Album verraten?
Es ist eine Weiterentwicklung des letzten Albums «All The Colors Of The Sky», von der Produktion her etwas mehr Richtung Pop. Thematisch beziehe ich mich auf Technologie, Social Media und den Einfluss auf uns Menschen. Gesellschaftskritische Inhalte, die mich persönlich betreffen.
Wir sind sehr auf das neue Material gespannt. Vielen Dank für das Gespräch!
Mira Lora • Das Lied «Hurricane» ist ein Ohrwurm und wir dürfen auf ihre neuen Songs gespannt sein.