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Aoyuna: Gestalten in Grafik und Games

von Michael Bohli • 23.05.2025

Mühelos gelingt Aoyuna den Wechsel zwischen Illustration, Game-Marketing und Layout. Wir haben mit der vielseitigen Gestalterin aus Zürich gesprochen.

Wir sind sehr neugierig, als wir zum Treffen mit Aoyuna (Dana Senn) im Swiss Game Hub in Oerlikon eintreffen. Nicht nur ist es unser erster Besuch im neu eingerichteten Co-Working-Space in der ehemaligen Werkhalle, die Arbeiten der Grafikerin und Layouterin begeistern uns seit der Begegnung an der ZURICH POP CON 2024. 

Aoyuna gestaltet knuffige Sticker, Pins und mehr, ist Manga-Fan, arbeitet an diversen Indie-Games mit und sorgt für das schicke Erscheinungsbild des «Patch Magazine» aus England. Eine vielseitig interessierte und engagierte Person, die in unserem Gespräch ihre Leidenschaft spürbar machte. Wer Aoyuna selbst treffen will, hat an der Fantasy Basel die Möglichkeit. Die Convention findet vom 29.-31.05.2025 statt.

Phosphor: Wie geht es dir?

Aoyuna: Gut, ich bin etwas im Stress. Das Game «Projected Dreams» erscheint in Kürze (Trailer unten); davor bin ich eine Woche in Schweden, um an einer Business-Messe das nächste Game unseres Studios zu pitchen. Und Ende Mai ist die Fantasy in Basel. Es ist also viel los.

Bist du bereit für die Convention?

Ja, ich habe die notwendigen Vorbereitungen auf das ganze Jahr verteilt und bin jetzt an den Ankündigungsvideos. Die neuen Produkte wie Keychains und Plüschis sind fertig. Für den neuen Plüschstern habe ich während der letzten sechs Monate fleissig gearbeitet, damit es nicht zu einer stressigen Schlussphase kommt und mit dem Hersteller alles reibungslos abläuft.

Wie wichtig ist es für dich, eine Convention zu besuchen?

Es ist eine Bestätigung für meine Arbeit und zugleich schön zu sehen, wie viel Freude die Menschen an meinen Werken haben. Meine neuen Produkte gibt es zuerst exklusiv an der Fantasy, danach auch im Onlineshop. Viel Spass macht es auch, Leute, die ich bloss via Social Media kenne, endlich in echt zu treffen. Für die Community ist die Veranstaltung ein wichtiger Ort des Austausches, und mit einem Stand habe ich den perfekten Fixpunkt.

Sicher sind die Tage energieraubend und anstrengend, da ich es aber nur wenige Male im Jahr mache, funktioniert es gut für mich. Es ist zudem ein schöner Safe Space in dem es mir einfacher fällt, neue Bekanntschaften zu knüpfen.

Du bist in unterschiedlichen Bereichen tätig, wie kam das?

Nach der Schule habe ich den gestalterischen Vorkurs besucht und dann die Grafikerinnenlehre abgeschlossen – während Covid-19. Das hat die Abschlussprüfungen durcheinander gebracht, wie auch den Anmeldeprozess für den Studiengang Game Design an der ZHdK (lacht).

Ich wurde angenommen, konnte während der Bachelorarbeit das Praktikum im Marketing bei Stray Fawn Studio machen und habe nebenbei fleissig an meinen eigenen Illustrationen gearbeitet.

Neben meinen Tätigkeiten im Bereich Social Media und Marketing bei Stray Fawn gestalte ich für das Patch Magazine das Layout, was sich mit meiner Ausbildung deckt, und bei meinem eigenen Studio Flawberry Studio bin ich in den Game-Design als auch Art Direction-Prozess involviert.

Wow. Wie bringst du das alles in einem Tag unter?

Ich kann nicht still sitzen, ich muss immer etwas machen (lacht). Diesen Monat war es sehr stressig, danach wird es wieder besser. Aber ich mache alles sehr gerne und lebe meine Leidenschaften aus. In Zukunft würde ich gerne den Fokus auf mein eigenes Merchandise vertiefen und eventuell mehr Plüschis entwerfen. Oder sogar Kleider designen, das wäre crazy!

Grundsätzlich ist es für mich aber die richtige Arbeitsweise, an diversen Projekten zugleich tätig zu sein. Eine 100%-Anstellung im gleichen Beruf funktioniert für mich nur mässig.

Bleiben wir bei den Games: Hast du Favoriten?

Trotz meiner Arbeit spiele ich in der Freizeit relativ wenig. Aktuell habe ich aus nostalgischen Gründen den Nintendo 3DS wiederentdeckt und mich neu verliebt. Eine fantastische, unterbewertete Konsole! Damals waren die Games meist so viel besser als heute. Zu meinen zwei Lieblingen gehören «Kid Icarus: Uprising» und «Tomodachi Life».

Auf der Nintendo Switch spiele ich ebenfalls, da ich viel lieber kleinere Indie-Games im Handheld Modus spiele als auf dem PC.

Woran arbeitest du bei den Studios?

Bei Stray Fawn Studio arbeiten wir weiterhin an der Entwicklung von «The Wandering Village» und sind mit diversen Updates für den Early Access von «Dungeon Clawler» beschäftigt. Bei Flawberry Studio steht wie bereits erwähnt der Release von «Projected Dreams» an. Ein Cozy Game, das an der Brackeys Game Jam seinen Anfang nahm und während drei Jahren entwickelt wurde. Wir sind sehr stolz darauf und freuen uns auf die Veröffentlichung.

Wie erlebst du die Gaming-Szene in der Schweiz?

Die Gaming-Szene in der Schweiz ist zwar klein, aber es entstehen ständig neue Studios, oftmals von ehemaligen ZhdK-Alumni, die ihre Bachelorarbeit weiterentwickeln möchten. Daneben gibt es auch Leuchtturm-Studios, die bereits an mehreren erfolgreichen Spielen gearbeitet haben. Dazu zählen beispielsweise Giants, Stray Fawn und Okomotive. Kleineren Studios fehlt es leider oft an Finanzierung, weshalb es sehr schwierig, neue Projekte zu starten. Viele entwickeln ihre Projekte deshalb zunächst als Hobby weiter und haben nebenbei einen anderen Job.

Der Swiss Game Hub hat sich zu einem Hotspot für Indie-Entwickler etabliert. Neben Indie-Entwicklern sind hier auch Marketingagenturen mit Fokus auf Games, Konsolen-Porting-Firmen und mehr beheimatet. Es entstehen unglaublich tolle Spiele. Allerdings fehlt es den Newcomer-Studios oftmals auch an Marketing-Know-how. Deshalb wissen viele ausserhalb der Schweizer Gaming-Szene gar nicht, was hier alles entsteht. Durch den ständigen Austausch im Hub wird auch in diesen beiden Bereichen unglaublich wertvolles Wissen vermittelt. Hier hilft jeder jedem.

Wie bist du zum Patch Magazine gekommen, das sich Indie-Games widmet?

Zufällig habe ich bei TikTok Videos davon gesehen und war vom Konzept begeistert. Ich mag solche Printmagazine und habe selbst lange die «N-Zone» gesammelt. Spontan habe ich mich als Cover-Artist beworben und wurde dann fürs komplette Layout engagiert. Seit zwei Jahren arbeite ich dort und kann durch die freie Seitengestaltung viele Ideen einbringen.

Wo findest du Inspiration?

Eigentlich von überall her. An der Artist Alley an Conventions, beim Arbeiten im Swiss Game Hub, durch andere Games und Künstler:innen. Ein grosses Vorbild ist Tiffany Tan (Apple Cheeks), dank ihr hat sich mein Zeichenstil vom Manga-Zeichnen zu einem sehr reduzieren aber niedlichen Stil entwickelt.

Hast du Tipps für Leute, die sich beruflich kreativ betätigen möchten?

Wichtig ist, einfach anzufangen und negative Gedanken zurückzustellen. Künstler und andere Personen, die sich kreativ betätigen wollen, müssen wissen, dass sie gut genug sind und nicht warten sollen. Nach den ersten Ausstellungen findest du schnell heraus, was funktioniert und wie die Leute reagieren. Das gilt auch für Inhalte in den sozialen Medien oder die Stand-Anmeldung bei einer Convention. All das hilft dir, dich zu vernetzen, deine Reichweite zu erhöhen und vor allem dein Selbstvertrauen zu stärken.

Du hast früher im Mangastil gezeichnet. Beschäftigt dich die japanische Popkultur weiterhin?

Wieder. Während der Sekundarschule war ich ein grosser Manga-Fan und habe viele Animes geschaut, danach folgte eine Hyper-Fixation auf Superheldencomics. Jetzt bin ich zurück bei Manga und begeistert von «Haikyu!!». Ich versuche, meine Sammlung klein zu halten, die Bücher brauchen leider so viel Platz. Am liebsten mag ich Slice of Life-Geschichten, in denen es nicht sofort um den Weltuntergang geht.

Manga zeichne ich weiterhin im Privaten, allerdings nur einzelne Szenen oder kurze Geschichten, die sich nicht zur Veröffentlichung eignen. Doch vielleicht wage ich mich in Zukunft an eine grössere Arbeit im Bereich Games oder Comics.

Danke dir für das Gespräch und viel Erfolg mit deinen Projekten.

Kulturtipps von Aoyuna:

«Tales Of»; das unterschätzte JRPG-Game-Franchise mit dazugehörigen Anime und Manga.

Aus der Schweiz: Das brandneue Strategie-Game «Of Life and Land» von Team Kerzoven und Metaroot und Leya Luna (Leya Tanner), eine angehende Kinderbuch-Illustratorin und gute Freundin.

Über Aoyuna:

Die Grafikdesignerin aus Zürich ist beruflich in den Bereichen Social Media, Marketing und Layout tätig. In ihrem eigenen Shop verkauft sie Sticker, Plüschis und illustriertes Merch. Aktuell arbeitet sie im Swiss Game Hub in Oerlikon und ist mehrmals jährlich an Conventions anzutreffen.

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