von Michael Bohli • 21.01.2025
Das Tanztheater «Perfectionism: Der endlose Kreislauf» erzählt vom inneren und äusseren Druck, den wir tagtäglich spüren – beeindruckend von Tell A Story dargeboten.
Besser, schneller, grösser, mehr: Unser Leben baut auf stete Steigerung und Optimierung, das kapitalistische Denken hat alle Lebensaspekte im gnadenlosen Griff. Diesen Wahn aus Selbstverbesserung und Leistungssteigerung kenne ich persönlich gut, was mich und viele weitere Menschen in der Schweiz an den Rand des Abgrunds gebracht hat.
Wie sich dieser innere Kampf anfühlt, haben Tell A Story Switzerland und The Art of Generations in Zusammenarbeit mit dem Dance Center Langenthal im Tanztheater «Perfectionism: Der endlose Kreislauf» beeindruckend auf die Bühne gebracht. Eine Darbietung ohne Worte, ein Reigen aus Bewegung, Körper, Licht und Beats.
Nach «Zainab: Die Wüstenblume» war es für mich die zweite Begegnung dieser Kunstform und erneut ein mitreissendes Erlebnis. Im Gegensatz zur Reise in den Oman, die warm, sehnsüchtig und fliessend wirkte, war «Perfectionism» hart, kantig, gefährlich und kühl.
Die Performance spielte mit Glitches, Gruppenchoreografie, Breaking mit eingebautem Scheitern und Tumult. Unser Daily Grind wurde in Bewegungen und Abläufe übersetzt, die Abhängigkeit von Smartphone und digitalen Welten mit Licht und Sound erlebbar gemacht. Durch den Stadtsaal Zofingen hallte ein packender Remix von Chers «Believe», die Bässe dröhnten, ein rot leuchtender Schlund tat sich auf.
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Jede Minute dieses Tanztheaters fühlte sich aufregend und inspirierend an. Die Perfektion muss nicht erreicht werden, du musst glücklich mit deinen Tätigkeiten und deinem Leben werden. Trotzdem, was diese Crew aus 50 Tänzer:innen abgeliefert hat, ist verdammt gut.
Mehr Phosphor: Lies auch unser Gespräch mit Lea Nardon von Tell A Story.
Perfectionism: Der endlose Kreislauf
Ort:
Stadtsaal, Zofingen
Datum:
18.01.2025
Website:
tellastoryswitzerland.com