von Michael Bohli • 04.09.2023
Der monatliche Treff USAGI bietet im Zofinger TENN Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Leidenschaft für Comic und Manga auszuleben. Wir haben mit der Gründerin Yelu gesprochen.
Sie stammt aus China, lebt in Brittnau und lässt in Zofingen die Leidenschaft für Comics und Manga wachsen: Yelu Zhang Tschupp leitet ehrenamtlich den monatlichen Treff USAGI im TENN. Dort können sich Menschen im Alter zwischen 7 und 18 Jahren ihrer Leidenschaft für gezeichnete Geschichten widmen.
Yelu studierte Elektrotechnik und ist in der Schweiz nicht nur als Leiterin von USAGI, sondern auch beim Integrationsnetz Region Zofingen und in der Kirchengemeinde Brittnau tätig. Dort bringt sie den Kindern aktuell die Robotik näher.
Wir haben mit ihr über ihre Arbeit bei USAGI und ihre persönliche Liebe zu lustigen Storys und Manga gesprochen.
Phosphor: Was und für wen ist USAGI?
Yelu: USAGI ist ein kostenfreier Treffpunkt für Kinder und Jugendliche, die Comics und Manga mögen. Es ist möglich, im TENN Comics zu lesen, Zeichnungen anzufertigen und an Workshops teilzunehmen.
War das Projekt deine Idee?
Mein Sohn Dario und ich haben während der Pandemie begonnen, zusammen Comics zu zeichnen. Wir haben schnell Gefallen daran gefunden.
Ich fragte dann, ob es in der Region weitere junge Leute gibt, die Comics mögen. Darum haben wir uns entschlossen, einen solchen Treff für Gleichgesinnte auf die Beine zu stellen.
Für welche Altersgruppe ist der Treff?
Für Leute ab 7 bis 18 Jahre, da man für Comics lesen und schreiben können sollte. Wir haben aktuell etwa zehn Stammgäste, oft sind bis 15 Leute anwesend. Ich denke, bei mehr als 20 Personen wäre der Platz im TENN auch zu knapp.
Es freut mich sehr, dass viele Besucher:innen ebenfalls sehr an der asiatischen Kultur interessiert sind. In den freiwilligen Workshops lernen wir neben Zeichnen noch zum Beispiel in fremden Sprachen zu schreiben oder zu sprechen, machen Yoga-Übungen. Malen mit Tuschpinseln oder Karaoke singen wären als nächste Themen vorgesehen.
Bei USAGI gibt es also neben den Comics Einblicke in die verschiedenen Kulturen.
Ja, für mich ist die Kommunikation mit jungen Leuten und sich gegenseitig Neues beizubringen sehr wichtig. Der monatliche Treff ist frei gestaltet und dauert jeweils drei Stunden. Eine Stunde davon ist für den Workshop oder eine Buchvorstellung in der Gruppe reserviert, während der restlichen Zeit können die Besucher:innen selber entscheiden, was sie machen wollen. Man darf auch bloss zum Workshop kommen und muss nicht die ganzen drei Stunden bleiben.
Ihr habt bereits eine Ausstellung mit den im Treff entstandenen Zeichnungen gemacht.
Das war sehr toll, und es ist wunderbar, gab uns die Leitung des TENN diese Möglichkeit. Die Kinder haben gelernt, wie eine Ausstellung zu planen und vorzubereiten ist – und wie die Verkaufspreise für eine Zeichnung anzusetzen sind. Der Anlass war sehr spassig.
In der Schweiz ist das Lesen von Comics in der Öffentlichkeit nicht sehr verbreitet. Wird sich dies ändern?
Mir ist aufgefallen, dass besonders in den letzten Jahren in den Buchhandlungen viel mehr Manga angeboten werden und auch die Bibliotheken, wie jene in Zofingen oder Brittnau, diese in ihr Sortiment aufgenommen haben. Es ist ein richtiger Trend entstanden.
Es haben mich sogar schon erwachsene Personen angesprochen, wieso USAGI nicht für Erwachsen angeboten wird, da viele gerne Graphic Novels lesen. Das würde mich reizen, da ich persönlich gerne Horrorgeschichten lese, was für Kinder nicht geeignet ist. Eventuell gibt es bald einen quartalsweisen Erwachsenentreff für Comics und Manga.
Ein solches Event würde bestimmt helfen, Vorurteile gegenüber Comics abzubauen.
Meist ist es eher der lustige, humorvolle Typ Mensch, der von Comics angesprochen wird – ich zähle mich da dazu. Da gefällt mir auch übertriebener Humor (lacht). Wobei es auch viele düstere und ernste Geschichten gibt, die Vielfalt ist unendlich.
Hast du Lesetipps?
Sehr frisch und toll ist die Reihe «Demon Slayer», welche ich durch den Anime entdeckt habe. Viel Action und düstere Momente mit einer Prise Horror. Aus diesem Bereich ist alles von Junji Ito sehr zu empfehlen. Sonst lese ich «Calvin und Hobbes» sehr gerne, bei den Superhelden mag ich Spider-Man und Wonder Woman am liebsten. Aus der Schweiz gefällt mir die Reihe «The Fall» von Jared Muralt sehr.
Im Bereich der Animation empfehle ich alle Filme des Ghibli Studios oder «SpongeBob Schwammkopf», das finde ich sehr unterhaltsam.
Wie bist du denn zu Manga gekommen?
Bei den japanischen Manga gibt es Serien und Genres für alle Altersschichten und Vorlieben. Bereits für das Vorschulalter werden Geschichten gestaltet, die auch lehrreich sind, wie zum Beispiel «Doraemon».
Als Jugendliche habe ich «Saint Seiya» entdeckt, eine Warrior-Serie, durch die ich über Sternzeichen und griechische Mythologie gelernt habe. Der Basketball-Manga «Slam Dunk» hat mein Erwachsenwerden begleitet. Das passierte mit amerikanischen Comics weniger, da dort die Hauptfiguren meist erwachsene Held:innen sind.
Mir ist aufgefallen, dass die Hauptfiguren in Manga-Serien oft zwischen 13 und 16 Jahre alt sind.
Das hat, neben der angepeilten Zielgruppe, sicher auch historische Hintergründe. In alten chinesischen Geschichten etwa sind 14-Jährige bereits Erwachsen.
Ist Usagi, der Hase auf japanisch, dein Lieblingstier?
Mein Sohn wurde im Jahr des Hasen geboren, meine Mutter ebenfalls. Zu Hause haben wir zwei Zwergkaninchen als Haustiere – und nach deren Vorbild wurden daraus die Superhasen, unser Comic. Und bei der Serie «Sailor Moon» heisst die Hauptfigur Usagi Tsukino!
Eines der ersten Worte, das ich auf Japanisch konnte, war Usagi, dank des amerikanischen Comics «Usagi Yojimbo» von Stan Sakai. Eine gute Wahl also (lacht). Wann gibt es weitere Abenteuer der Superhasen?
Wir haben im Frühling 2023 das neueste Abenteuer veröffentlicht, welches es auf Chinesisch und Deutsch gibt. Das verschenken wir unseren Fans und wir werden auf jeden Fall weitermachen – es gibt noch viele Geschichten über Bonnie, Luna und ihre Freund:innen zu erzählen.
Wie nimmst du die Kinder beim Treffen wahr?
Die Leidenschaft ist klar zu spüren, meist sind alle sehr konzentriert am Zeichnen. Sie zeigen mir auch die Bilder, die sie in der Freizeit gemacht haben. USAGI beeinflusst den Alltag, indem es eine Möglichkeit des persönlichen Ausdrucks schafft und zu mehr Fröhlichkeit verhilft.
Das ist toll. Danke dir für deine Zeit und das Gespräch.
USAGI
Monatlich treffen sich an einem Samstagmorgen von 9 bis 12 Uhr junge Comic- und Manga-Fans (von 7 bis 18 Jahre) bei USAGI im OXIL Zofingen.
Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Besuchende dürfen auch einmalig kommen.
Weitere Infos gibt Yelu: 076 761 04 03