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Solong: Der Neustart von Klara Germanier

von Michael Bohli und Andi Hofmann (Fotos) • 01.04.2024

Die Musikerin Klara Germanier startet als Solong einen neuen Karriereabschnitt mit Tour und EP, welche bald erscheint. Anlässlich des doppelten Auftritts in Zofingen haben wir ihr einige Fragen gestellt.

Als Bandmitglied von Evelinn Trouble oder Klepka ist Musikerin Klara Germanier schon länger auf den Schweizer Bühnen unterwegs. Nun war die Zeit reif für das Solo-Projekt Solong, mit dem die in der Schweiz und den USA aufgewachsene Songwriterin Mitte Mai ihre erste EP «Purple Silhouettes» veröffentlichen wird.

Zum Start der dazugehörigen Tour machte Solong in Zofingen Halt, und das gleich doppelt. An der Vernissage zur Ausstellung «Hier! Jetzt!» spielte sie ein kurzes Set im Kunsthaus und einen Bandgig im OXIL (Bass Sonja Bossart, Synth Hans-Peter Pfammatter, Drums Silvan Schmid). Wir haben Klara aus diesem Anlass einige Fragen gestellt.

Phosphor: Was bedeutet Verabschiedung für dich?

Klara: Vieles. Es gibt für mich Verabschiedungen von Personen, von Orten, von Gegenständen, von Wünschen und Erwartungen, von Zweifeln, von ganzen Lebensphasen und kurzweiligen Momenten, und von vielem mehr. Es wäre spannend zu zählen, wievielmal wir uns pro Tag verabschieden. Grundsätzlich fallen mir Verabschiedungen eher schwer.

Als Kinder sind meine Geschwister und ich mit meinen Eltern und Katze in die USA ausgewandert. Das fühlte sich nach einem grossen Abschied an – von unserem Umfeld, der gewohnten Sprache und Kultur, von unserer gesamten Welt, wie wir sie bis dahin gekannt hatten. Nach zwei Jahren mussten wir uns wieder von den USA und dem dortigen Umfeld verabschieden. Trotz – oder vielleicht dank – dieser Erlebnisse beobachte ich, dass Verabschiedungen fliessende Momente sind, in denen wir von einem Raum in den nächsten treten.

Es sind Momente der Bewegung, die viele neue Räume öffnen und Neues ermöglichen. Es fällt mir beispielsweise mit Verabschiedungen oft leichter, mich neu zu erfinden oder neue Wege einzuschlagen. Ich will die Leichtigkeit darin zelebrieren.

Für was benötigst du viel Zeit?

Gute Frage (lacht). Solong ist von meiner Seite eine Anspielung auf den englischen Ausdruck «Bis dann!», aber die Verbindung zu «so lange» höre ich ebenfalls oft.

Am Morgen brauche ich viel Zeit, um in Ruhe meinen Grüntee zu trinken und zu frühstücken. Davor geht bei mir nichts. Dann für die Genesung von Grippen oder Erkältungen. Wenn’s mich mal ins Bett legt, brauche ich eine Weile, bis ich wieder fit bin. Und die Gitarre zu meistern. Das wird wohl meine Lebenszeit überschreiten, dafür bräuchte ich noch so viel mehr Zeit.




Als Musikerin stehst du seit einiger Zeit auf der Bühne. Wie fühlt es sich an, neu mit Solong zu touren?

Für mich ist es auf eine Art eine noch direktere Kommunikation mit dem Publikum. Ich singe und spiele Lieder, die mit meinem Leben direkt in Verbindung stehen, die meine Geschichten sind. Ich versuche, diese mithilfe meiner Band mit dem Publikum zu teilen. Ich denke, ich kann am authentischsten auf der Bühne sein, weil es der Musik und der Botschaft am meisten dient. Darum fühlt es sich gleichzeitig nach mehr Freiheit und Verantwortung an. Ich habe zum Glück eine super Crew dabei, die sich alle gegenseitig unterstützen. Das ist ein riesiges Geschenk.

Heute startet die Tour in Zofingen, wie kam es dazu?

Andi Hofmann hat mich an einem Konzert in der Galvanik in Zug am Badabum Festival solo spielen gehört und mich angefragt.

Du lebst in Luzern und Zürich, was bedeutet der Aargau für dich?

Meine Eltern sind im Aargau aufgewachsen. Meine Grosseltern beider Seiten haben dort gewohnt. Zu meinen beiden Grossmüttern hatte und habe ich eine sehr nahe Beziehung, weshalb der Aargau für mich etwas Warmherziges ausstrahlt. In Brugg und Baden sind wir mit dem Fussball schon durch alle Gassen gerannt und haben schon auf manchen Kirchbänken Däumchen gedreht.

Im Kunsthaus bist du gemeinsam mit Simon Berz aufgetreten. Wie wichtig sind dir Experimente?

Experimente sind meine selbstorganisierte Weiterbildung. Beim Experimentieren darf ich Neues entdecken oder lernen. Darum ist es für mich etwas vom Allerwichtigsten, um niemals festzustecken und flexibel zu bleiben.

Die EP «Purple Silhouettes» erscheint im Mai. Was darf erwartet werden?

Fünf unterschiedliche Stimmungsbilder. Fünf Songs über die Liebe in ihren ambivalenten Schattierungen sowie Enttäuschung und Einsamkeit. Kein reiner Melancholie-Brocken, sondern im Geiste des Lichts am Ende vom Tunnel: So wie wir in die Tiefe gehen, können wir auch in die Höhe steigen.

Wie entstehen bei dir die Songs?

Mit Stimme und Gitarre im Wohnzimmer oder am Küchentisch. Manchmal auch nur im Kopf – in Träumen oder beim Zugfahren. Ihr Grundgerüst entsteht relativ schnell. Im Englischen gibt es die Redewendung «to let your mind wander». Wenn das passiert, kann ich Musik komponieren oder Texte schreiben – im Idealfall beides gleichzeitig.

Live ist Solong eine Band. Wird es laut, etwa bei «Gliich ebe blöd»?

Ja! (lacht)


Kulturtipps von Solong

Filme streamen macht mehr Spass mit Filmingo.

Für regelmässige Besuche eignet sich die Photobastei in Zürich. Aktuell läuft die Ausstellung «Techno Worlds».

Frische CH-Musiker:innen lassen sich mit lokalen Magazinen und Radios, wie auch kleine Konzertlocations wunderbar entdecken.

Über Solong

Die Bandleaderin Klara Germanier studierte an der HSLU Jazz Gitarre und hat mit zahlreichen Musiker:innen zusammengearbeitet. Sie ist zudem Mitglied des Luzerner Kulturbrauerei-Kollektivs, ausgebildete Fussballtrainerin und spielte als Fussballerin bei den FCZ Frauen.

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