von Michael Bohli • 16.04.2024
Ende April ermöglicht das Wandelbar Festival erneut einen musikalischen Spaziergang durch Olten. Wir haben mit den Verantwortlichen über Veränderungen und Vorurteile gesprochen.
Olten ist nicht nur Bahnhof, das sollte klar sein. Falls nicht, dann legen wir euch das Wandelbar Festival ans Herz. Die Veranstaltung bietet sieben Konzerte an sieben unterschiedlichen Locations in der Stadt, für Abwechslung und einen klingenden Spaziergang.
Mit Mary Middlefield startet der Abend im um 17 Uhr Café Grogg, wandelt durch die Altstadt mit diversen frischen Namen aus der Schweizer Musikszene (Caroline Alves, Ruby State uvm.) und endet mit Opération Zéro im Terminus Club; Afterparty inklusive. Das gesamte Programm findet ihr hier.
Nachdem uns die letztjährige Ausgabe begeistern konnte, sprachen wir im Vorfeld zum kommenden Event mit zwei Vereinsmitgliedern. Wir haben Finja Basan (Präsidium & Kommunikation) und Sarah Füeg (Social Media) zum Konzept, Olten und Veränderungen befragt.
Phosphor: Wie wichtig ist euch Veränderung?
Finja Basan: Durch die neuen Vereinsmitglieder gibt es dieses Jahr einiges an Veränderung, beim Konzept sind Veränderungen in gewissem Rahmen wichtig. Fragen zur Grösse und zu den Bühnen kamen auf, wir fanden aber, dass das Wandelbar ein gutes Volumen erreicht hat. Die Besucher:innen sollten in den Locations Platz finden. Sieben Acts an sieben Orten an einem Abend – das bleibt.
Sarah Füeg: Veränderungen sind immer dort gut, wo sie notwendig sind.
Ihr setzt beim Wandelbar auch auf Konstanten, beispielsweise bei den Locations. Wie wählt ihr diese aus?
Finja: Bei der ersten Ausgabe 2019 war ein Grundvertrauen wichtig. Wir wählten Orte, zu denen wir aus dem Gründungsteam bereits Kontakt hatten. Was uns erwarten würde, wussten wir aber – neben der Grundidee – noch nicht.
Bei einigen Orten war rasch klar, dass sie aufgrund von Grösse oder technischer Ausstattung nicht infrage kommen würden. Mittlerweile schaut zusätzlich unser Technikpartner auf solche Aspekte. Ausserdem wollen wir ein Gleichgewicht zwischen Clubs, Restaurants, Cafés und Bars schaffen. Dieses Jahr ist es zum ersten Mal so, dass alle Orte bereits bei vorherigen Ausgaben dabei waren.
Sarah: Das Schöne ist auch, dass man in jedem Lokal eine andere Klientel antrifft – von Familien mit Kindern bis zu Partygängerinnen.
Finja: Ich finde es auch cool, dass man in Locations weiterzieht, in die man sonst nicht unbedingt geht. So kann man Neues entdecken.
Wurdet ihr auch von Locations angefragt, ob das Wandelbar Festival bei ihnen vorbeikommen könnte?
Finja: Ja, das gab es auch schon. Einige sind jetzt mit dabei; bei anderen ist aber beispielsweise der Weg zu weit.
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Zu wachsen, ist also nicht euer Ziel?
Finja: Sag niemals nie! Gerade der technische Aufwand vor und während der Konzerte ist aber sehr gross und irgendwann nicht mehr stemmbar. Für den Moment wollen wir deshalb im bisherigen Rahmen bleiben.
Sarah: Mit den neuen Mitgliedern haben wir aktuell eine grosse Veränderung, das soll sich zuerst einmal einspielen.
Finja: Die erste Ausgabe des Wandelbar Festivals fand kurz vor der Pandemie statt, die zweite Ausgabe wurde deswegen abgesagt. 2022 konnten wir das Wandelbar zum ersten Mal wieder «normal» durchführen und sind nun vor allem dabei, die Bekanntheit zu erhöhen. Wichtig ist, dass so viele wie möglich wissen, was das Wandelbar Festival ist und was sie dort erwartet. Jetzt wieder etwas zu verändern, würde das schwieriger machen.
Wie seid ihr auf die Idee zum Festival gekommen?
Finja: Wir wollten vor allem zeigen, dass Olten trotz aller Vorurteile viele tolle Orte hat, die man besuchen kann. Der Name und das Konzept standen in zwei Stunden, und innerhalb von drei Monaten haben wir die erste Ausgabe auf die Beine gestellt. Es ist schön, wenn die Leute auch mal auf die andere Aareseite kommen und dabei feststellen, dass Olten mehr als ein Bahnhof ist.
Sarah: Für mich war das sogar die Motivation, beim Wandelbar mitzuwirken. Es kann nicht sein, dass sich die Leute beschweren, dass in Olten nichts laufe, aber auch nichts dagegen unternehmen. Ich will sozusagen das Image von «meinem» Olten verbessern (lacht).
Wo ist es denn in Olten am schönsten?
Finja: An einem Sommertag bin ich am liebsten an der Aare oder esse ein Eis in der Altstadt. Zum Spazieren gehe ich gerne ins Gebiet Gheid, für den Ausgang in den Innenhof in der Industrie.
Sarah: Das Aarebistro und die Badi sind im Sommer genial. Ich bin auch gerne an den Märkten und in den Wäldern in der Umgebung. Der beste Platz ist aber die Kirchentreppe. Sie ist das Zentrum der Fussgängerzone und ein Begegnungsort von Olten.
Worauf achtet ihr bei der Auswahl der Acts?
Finja: Es sollen Schweizer Acts sein, davon sicher einer oder zwei aus der Region. Wir achten auch auf den Frauenanteil. Die Genres sollen gemischt sein, genauso wie wir etablierte Künstler:innen und Newcomer haben. Nadine (Schärer, Booking) kennt viele aktuelle Acts und weiss auch, wer live gut ankommt. Nicht zuletzt entscheidet auch der Platz auf der Bühne – und unser persönlicher Geschmack.
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Gibt es denn Acts, von denen ihr schon lange träumt?
Finja: Tabea Glinz (Vize-Präsidium, Sponsoring & Locationverantwortung) träumt gross und möchte einmal Hecht bringen. Dafür bräuchte man aber eine grosse, zentrale Bühne. Das würde sich wiederum mit dem Charakter des Festivals beissen.
Sarah: Ich bin tendenziell eher für Newcomer. Ich möchte Neues hören und eine Plattform bieten.
Das habt ihr letztes Jahr mit Dana geschafft, die mittlerweile ziemlich bekannt ist.
Finja: Da hat Nadine ein echt gutes Händchen. Auch Veronica Fusaro hatten wir einmal in der Stadtmix Bar, die später einen grossen Werbedeal hatte. Und Andryy wäre auch am Wandelbar aufgetreten, hätte das Konzert nicht wetterbedingt abgesagt werden müssen.
Die Stars von morgen – heute in Olten! Was darf man von der diesjährigen Ausgabe erwarten?
Finja: Ich realisiere jeweils selbst zwei, drei Wochen vorher noch nicht, dass es bald stattfindet. Es wird aber wieder sehr abwechslungsreich. Wir sind an einem Punkt, an dem man intern mehr oder weniger weiss, was einen erwartet, und kann sich auf die Acts freuen.
Sarah: Für mich ist es ein Kennenlernen – des Festivals, von uns untereinander, von neuen Leuten. Selber habe ich erst ein halbes Wandelbar miterlebt (lacht). Die Besucher:innen können aber auf jeden Fall einen musikalisch abwechslungsreichen Abend erwarten.
Vielen Dank für das Gespräch!
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