Stream: Jeune Homme

Das hätte sich der Vater anders gewünscht: Kaum ist Sebastian 18 Jahre alt geworden, verschwindet er für ein Jahr nach Genf, um Französisch zu lernen – als Aupair bei einer Familie! Das geht gegen die patriarchale Norm und sorgt in der Familie für Trubel. Doch Sebastian setzt sich durch und verbringt seine Zeit ab sofort im Hause Dumoulin.

Dort muss er sich nicht nur mit Problemen im Haushalt auseinandersetzen, sondern für ein Baby sorgen und mit den sexuellen Avancen der Nachbarin klarkommen. Als sich die Konflikte immer mehr zuspitzen, ist Sebastian kurz davor, die Schürze hinzuschmeissen.

Versuchte Sozialkritik in der Komödie: Mit dem Spielfilm «Jeune Homme» nahm sich Christoph Schaub dem «Unding» eines männlichen Aupair an. Eine Lebensentscheidung, die im Schweizer Gesellschaftskonstrukt weiterhin nur schwierig Platz findet und sich konträr zu den patriarchal-konformistischen Vorstellungen verhält.

Das macht aus der Story des Films eine reizvolle Grundlage, die leider im Drehbuch nur stockend ausgeführt wurde. Zu viele Klischees finden Platz und Matthias Schoch bleibt in der Hauptrolle sehr blass. Er dient bloss als Projektionsfläche seiner Mitmenschen, ohne ein Subjekt zu werden und sich nachvollziehbar zu entwickeln. Da wirken Jennifer Decker und Alexandra Vandernoot in ihren Rollen lebendiger und tragen den Film.

Dass die Schweiz bei Gleichberechtigung und Geschlechtsfragen nicht weitergekommen ist, wird einem beim Abspann schmerzlich bewusst. Dafür erinnert uns Schaub mit seinem Film daran, dass Kisha mehrere Alben veröffentlicht hat und ermöglichte es Michael von der Heide, Songs beizusteuern. Der romantisch-witzigen Erzählung fehlt trotzdem der Biss.

Die Filme «Utopia Blues», «Do It» und «Im Nordwind» sind ebenfalls Teil von «unterwegs», der 17. Staffel von Filmo.