von Michael Bohli • 31.01.2024
Regie: Frédéric Baillif
Land: Schweiz • Äthiopien
Jahr: 2010
Verleih: JMH Distributions SA
Was wissen wir über Äthiopien? Die Dokumentation «Tant qu’il pleut en Amérique» räumt mit Vorurteilen auf und zeigt die Situation im Land in Form eines Reiseberichts.
Viele Jahre habe ich nicht mehr daran gedacht, doch der Dokumentarfilm «Tant qu’il pleut en Amérique» brachte es wieder hervor: Es gab Jahre in meiner Schulzeit, in der rassistische Sprüche über die äthiopische Bevölkerung an der Tagesordnung standen. Das Land, in dem alle Hunger leiden. Frédéric Baillif räumt damit auf.
Der Regisseur, der 2021 mit dem Spielfilm «La Mif» begeisterte, besuchte Ende der Nullerjahre das Land am Horn von Afrika und sammelte Stimmen und Stimmungen aus der Bevölkerung. Im Hintergrund das Rauschen der Panikmache über Hungersnöte, Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen und schwelende Konflikte.
Gleitet von seinen Erinnerungen an die Musik, mit welcher damals weltweit für das Land Geld und Unterstützung gesammelt wurde, konfrontiert Baillif die politische Narrative mit den Landsleuten. Wieso gibt es so viel Armut, wenn der Kaffeeexport floriert? Wieso werden USAID-Mittel auf dem Schwarzmarkt verkauft? Und wie viel Kritik verträgt die Regierung?
Da in «Tant qu’il pleut en Amérique» diverse Orte besucht und viele Thematiken angeschnitten werden, dient der Film bloss als Überblick, ohne konkrete Vertiefung. Als Anstoss zu eigenen, weiterführenden Recherchen reizt die Produktion an, die Lage im Land hat sich allerdings seit 2010 stark verändert.
Wirtschaftlichen Transformationen und politische Verschiebungen haben das Land destabilisiert, ab 2020 wütete in Tigray ein Bürgerkrieg. Probleme gibt es in Äthiopien genug, rassistische Stereotypen des Westens sollten nicht dazugehören. Dafür steht dieser Film ein.
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